13.05.2014 – Keine Vertreibung von Kultur und Kleingewerbe!

Ausschreibungskriterien Industriestrasse

Die IG Industriestrasse (IGI) ist erfreut, dass einige Ergebnisse des partizipativen Prozesses Eingang in die heute vorgestellten Ausschreibungskriterien zur Bestimmung des künftigen Bauträgers an der Industriestrasse gefunden haben (Erhalt Käselager, innovatives Wohnen, Belegungsvorschriften für eine gute soziale Durchmischung). Mit dem Verzicht auf eine etappierte Weiterentwicklung des Areals werden jedoch unzählige KünstlerInnen sowie das lokale Kleingewerbe und die bunte Kreativwirtschaft aus dem Quartier und damit wohl auch aus der Stadt vertrieben. Nur mit einer Etappierung kann weiterhin preisgünstiger Kultur- und Arbeitsraum an der Industriestrasse angeboten werden. Damit auch preisgünstiger Wohnraum entstehen kann, muss der zukünftige Baurechtszins noch deutlich reduziert werden. Nur so kann der Volkswille zu einer lebendigen Industriestrasse auch umgesetzt werden.

Etappierung ist nötig!

Der vom Stadtrat empfohlene Verzicht auf eine etappierte Weiterentwicklung des Areals (mittelfristiger Erhalt Porzellanfabrik) vernichtet fast 3000 Quadratmeter an preisgünstigen Atelier- und Gewerberäumen. Da bezahlbare Ateliers in der Stadt Mangelware sind, würde dies den Wegzug von diversen KulturpreisträgerInnen, lokalem Kleingewerbe und prämierter Kreativwirtschaft führen. Ob beispielsweise der Luzerner Kulturkopf 2012 auch in den nächsten Jahren hier arbeitet und wo künftig die prämierten Möbel einer Curling-Weltmeisterin entstehen hängt nicht zuletzt von dem mittelfristigen Erhalt der Porzellanfabrik ab. Eine Etappierung ist notwendig, damit kulturelle und gewerbliche Nutzungen auch während der Bauphase weiterhin möglich sind. Gemäss einer Machbarkeitsstudie der IG Industriestrasse ist eine Etappierung ohne Probleme umsetz- und auch finanzierbar. Die IGI fordert, dass als städtische Vorgabe ein wesentlicher Anteil der Gewerbe- und Atelierräume sehr preisgünstig angeboten wird. Auch dies ist nur realistisch, wenn eine etappierte Bauweise zugelassen wird.

Keine Strassenverbreiterung auf Vorrat

Die Begründung des Stadtrates, welche die Verbreiterung des Geissensteinrings vorziehen möchte ist nicht stichhaltig. Die umliegenden Areale (Steghof, Neubad, ewl-Areal) werden erst mittel- bis langfristig überbaut. Da die Industriestrasse selber autoarm bleiben soll, ist eine Verbreiterung auf Vorrat zum jetzigen Zeitpunkt unnötig. Zudem ist die Bausubstanz in massiv besserem Zustand, als der Stadtrat in seinem Bericht schreibt. Eine Etappierung erhält gemäss Stadtrat die Identität der Industriestrasse und sorgt für Belebung bereits bei Baubeginn des restlichen Areals. So werden keine teuren Massnahmen zur künstlichen Belebung eines tristen Neubauquartiers nötig. Letztlich soll dem künftigen Bauträger auch zugestanden werden, was beim abgelehnten Allreal-Projekt noch problemlos möglich war: eine etappierte Erstellung der Neubauten.

Preisgünstig dank reduziertem Baurechtszins

Die Luzerner Bevölkerung hat sich mit der deutlichen Zustimmung zu den Initiativen «Für eine lebendige Industriestrasse» und «Für zahlbaren Wohnraum» für die Schaffung von günstigem Wohnraum ausgesprochen. Diese klare Vorgabe der Bevölkerung soll auch mit einer klaren Vorgabe bezüglich Mitpreisen bei der Ausschreibung untermauert werden: Ein wesentlicher Anteil der Wohnungen soll sehr preisgünstig angeboten werden. Dies setzt eine deutliche Reduktion des Baurechtszinses voraus. Der Buchwert des Areals ist nicht einmal halb so gross wie der Landwert, welcher im Bericht des Stadtrates erscheint. Zudem hat das G-Net schon darauf hingewiesen, dass ein Abschlag vom Landwert bei einer Abgabe im Baurecht höher als die vorgeschlagenen 20 % sein muss, wenn gemeinnützig gebaut werden soll. Diesen Einwand gilt es ernst zu nehmen. Dass aber bei der Beurteilung der Bauträger der angebotene Landwert zu 50% gewichtet wird zeigt leider auf, dass dem Stadtrat eher an Gewinnmaximierung als preisgünstigem Wohnraum gelegen ist. Denn beim letzten Wettbewerb wurde der angebotene Landpreis nur zu 40% gewichtet. Statt Gewinnmaximierung soll an der Industriestrasse eine hohe soziale Durchmischung angestrebt werden.

Für weitere Auskünfte stehen wir gerne zur Verfügung.

This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.