beiUns: Kulturagenda 2020: Gibt es den Kulturkompromiss noch?

Der Grundlagenbericht „Kulturagenda 2020“ dient zur kulturpolitischen Standortbestimmung der Stadt Luzern. Die Entwicklungen der verschiedenen kulturellen Institutionen werden dabei genau analysiert. Die Frage die sich für uns stellt: Gibt es noch einen Kulturkompromiss?

Der Kulturkompromiss etablierte sich in den 80er Jahren. Nach den kämpferischen Zürcher Jugendunruhen erlangte die nicht etablierte Kultur auch in Luzern einen höheren Stellenwert. Der Kampf um die rote Fabrik stand stellvertretend für den Kampf um die Anerkennung von sogenannter Basiskultur und der nicht etablierten Kulturszene. Auch in der Stadt Luzern konnten sich Institutionen entwickeln, wo diese andere „Art“ Kultur gelebt werden konnte. Aus diesem Kontext entstand dann Ende der 80er Jahre die Boa.

Das Wort Kulturkompromiss impliziert, dass es eine explizite Einigung zwischen der etablierten und der alternativen Kultur gäbe. Entscheidungen über die kulturpolitische Entwicklung würden demzufolge einvernehmlich getroffen. Die Realität in Luzern sieht anders aus. Die in jüngster Vergangenheit exemplarisch erfolgten Angriffe auf alternative Kulturmilieus wie auf die Industriestrasse und den Hammer in Littau zeigen ein anderes Bild. Kompromisse werden gar nicht erst gesucht. Alternativkultur muss dort weichen, wo sie stört. Was übrig bleibt, hat im sogenannten Kulturkompromiss noch seine Berechtigung. Unter diesen Voraussetzungen ist dieser Begriff eine reine Heuchelei. Es ist nicht verständlich, warum er weiterhin verwendet wird.

Die Schliessung der Boa am 04.11.07 hat eine Lücke in der Luzerner Kulturszene hinterlassen, welche bis heute nicht gefüllt werden konnte. Eine Institution mit ähnlichem Charakter ist nicht entstanden. Die Luzerner Innenstadt hat ein grossartiges Kulturhaus verloren. Mit der Neuüberbauung des Frigorex-Areals gehen mit dem „la fourmi“, dem Vasco da Gama und der Kunsthalle weitere wertvolle Kulturbetriebe verloren. Das Tribschenquartier verliert immer mehr an kultureller Bedeutung. Als Ersatz soll da laut Stadt der Südpol am Stadtrand nahe Kriens dienen. Offensichtlicher könnte die Verdrängung nicht sein.

Die Stadt beschränkt sich auf die Vermarktung von Zürich-Süd: Standortmarketing soll vermehrt grosse Unternehmen anlocken. Es brauche mehr Büroräume um mit dem nationalen Standortwettbewerb Schritt zu halten. Die Lebensqualität der UreinwohnerInnen ist dabei zweitrangig. Die Mieten im Zentrum steigen immer mehr an und LuzernerInnen mit normalem Einkommen können in die Agglomeration umsiedeln. Genau wie die Alternativkultur. Der Kampf um Freiräume und Boden (bezahlbare Wohnungen!) wird zum Politikum Nummer eins. Die Stadt offenbart wo sie steht. Sie wollen ein zweites Zug. Die Steuerpolitik hat man auch bereits von der kulturell unbedeutenden „Glencore-City“ übernommen. Wir sagen es reicht. Wir brauchen kann zweites Zug. Stoppt diese schwachsinnige Entwicklung! Luzern Für Alle!

Quelle & Kommentare: beiUns.ch