beiUns: Gemeinnütziger Wohnungsbau ein reines Lippenbekenntnis?

 

Luzern: Industriestrasse | Die Stadt Luzern verkauft eine ihrer letzten Landreserven für 17,2 Millionen Franken an den Generalunternehmer Allreal. (NLZ, 9. Mai 2012) Die Allreal Holding AG, mit rechtlichem Sitz in Baar und operativem Sitz in Zürich, ist nach eigenen Angaben in der Projektentwicklung, der Realisation, dem Kauf und Verkauf von Liegenschaften tätig. Allreal ist als gewinnorientierer Immobilienhändler an der Schweizer Börse kotiert.

100 Mieteinheiten für ca. 100 Millionen Franken
Wenn man den Preis für das Grundstück von 17,2 Millionen Franken und die geplanten Investitionsgrösse von 80 Millionen Franken addiert, ergibt sich eine Gesammtinvestition von ca. 100 Millionen Franken. Im Durchschnitt also je Mieteinheit 1 Million Franken. Gehen wir davon aus, dass die Allreal mit einer vorsichtig geschätzten Rendite von 3 bis 5% auf ihr Kapital rechnet, so ergeben sie durchschnittliche Nettomieten von 3000 bis 4500 Franken. Überdruchschnittlich hohe Mieten, die wiederum mehrheitlich Besserverdienende in die Stadt locken sollen. In Anbetracht dessen, dass sich die Stadt für die Bereitstellung und Erhaltung von günstigem Wohnraum verpflichtet hat, eine weitere unverständliche Auswirkung der zur Zeit viel diskutierten Revision der BZO.

SP wehrt sich für den gemeinnützigen Wohnungsbau in der Stadt Luzern
Die SP/Juso-Fraktion wehrt sich gegen den Verkauf des 8700 Quatratmeter grossen Grundstücks und möchte, dass das Land der Spekulation entzogen und einem gemeinnützigen Wohnbauträger, z.B. der ABL Allgemeine Baugenossenschaft Luzern, angeboten wird. Nur so könne preiswerter Wohnungsraum geschaffen werden. Kurt Bieder, noch Baudirektor der Stadt Luzern wiederum will nichts davon wissen: "Eine Bevorzugung von gemeinnützigen Wohnbauträgern sowie einer Abgabe im Baurecht sind in der Gesamtplanung nicht vorgesehen" (NLZ Nr. 108 vom 9. Mai).

Verein IG Industriestrasse hat Volksinitiative eingereicht
1800 Personen haben die Volksinitiative der IG Industriestrasse unterzeichnet. Die IG Industriestrasse möchte mit der Initiative eine Denkpause ermöglichen und die Bevölkerung für die Stadtentwicklung sensibilisieren. «Auch wir wollen keinen Stillstand, aber wir gehen von einer anderen Entwicklung aus», sagt Esther Andermatt. «Statt das Ganze niederzuwalzen, könnte man die Strukturen des Areals sukzessive verbessern und massvoll erweitern, damit dieser Lebensraum weiterhin lebenswert und bezahlbar bleibt.» Fur diese Nutzung wären gemeinnutzige Wohnbauträger wie etwa Baugenossenschaften oder Stiftungen geeigneter als private Generalunternehmer, argumentieren die Initianten.

Verkauf kommt im September zur Abstimmung
Voraussichtlich im September 2012 stimmt die Stadtbevölkerung unter anderem über den Verkauf der Liegenschaft an der Industriestrasse ab. Die Baudirektion möchte verhindern, dass die Volksinitiative und der Landverkauf gleichzeitig zur Abstimmung gelangen. Denn wenn die Luzerner Bevölkerung am 23. September 2012 zum Landverkauf NEIN sagt, ist die Initiative der IG Industriestrasse gültig und die Stimmbürger haben die Möglichkeit mitzureden, wenn es um "bezahlbares Wohnen und Kulturraum für alle" geht.

Quelle und Kommentare: beiuns.ch